Orchideen - geheimnisvoll und wunderschön

Die Königin der Blumen hat viel von ihrer Besonderheit eingebüßt. Sicher sind Orchideen noch immer wunderschöne Pflanzen, doch bekommt man sie heute in praktisch jedem Blumengeschäft oder Baumarkt. Um die Besonderheit dieser Pflanzen wieder ein bisschen in den Fokus zu rücken, hier einige interessante Fakten.

Orchideen sind eine weltweit verbreitete Pflanzenfamilie. Sie wachsen auf jedem Kontinent (außer der Antarktis) und aufgrund ihrer Artenvielfalt in praktisch jeder Ökozone (außer in Wüsten). Der Großteil wächst aber in den Tropen und Subtropen. Über die Artenzahl der Orchideen gibt es noch immer nur Schätzungen, die weit auseinandergehen. Sie reichen von 15000 bis zu 35000 Arten weltweit. Dabei gibt es momentan etwa 1000 verschiedene Gattungen. Alleine in der Zeit von 1990 bis 2000 wurden pro Jahr 200 bis 500 neue Arten beschrieben.

Diese Pflanzen faszinieren den Menschen schon seit mehr als 2500 Jahren. In China wurden sie als Heilmittel, zur Dekoration und als Aphrodisiakum eingesetzt. Sie spielten auch im Aberglauben eine große Rolle. Schon die Azteken verehrten gewisse Orchideenarten als heilige Blumen und kultivierten sie deshalb in ihren Heiligtümern.

Orchideen bilden zahlreiche sehr kleine Samen, die nicht ohne die Hilfe von Pilzen, die mit den Samen eine Symbiose eingehen, keimfähig sind. Den Samen fehlt aufgrund ihrer Größe nämlich das Nährgewebe und so können sie nur keimen, wenn sie von einem Pilz infiziert werden. Die Orchideenembryos beziehen dann vom Pilz ihre Nährstoffe, indem sie entweder Teile des Pilzkörpers oder seine Ausscheidungen verdauen.

Diese Pflanzen sind sehr ausdauernd. So können sie theoretisch, je nach Art und Wuchsform, unbegrenzt lange weiterwachsen. Es ist jedoch, obwohl Orchideen die Menschen schon seit Jahrtausenden faszinieren, nur sehr wenig darüber bekannt, welches Alter Orchideen erreichen können.

Orchideen können auf drei verschiedene Arten wachsen. Entweder sie wachsen auf anderen Pflanzen (nicht als Schmarotzer), auf der Erde oder auf Steinen. Die Wurzeln haben sich dabei jeweils den besonderen Gegebenheiten angepasst. Sie dienen nicht nur als Aufnahmeorgan von Wasser und Nährstoffen, sondern auch als Haft- und Halteorgan. Die Wurzelform der auf anderen Pflanzen wachsenden Orchideen ist, im Gegensatz zu den anderen Arten, nicht zylindrisch sondern abgeflacht.

Keine Pflanzenfamilie hat ein größeres Spektrum an Formen und Farben der Blüten. Die Größe kann von wenigen Millimetern bis hin zu mehr als 20 Zentimetern reichen. Es gibt Blüten in fast allen Farben, von Weiß über Blau und Grün bis hin zu Rot- und Gelbtönen. Dazu sind viele Orchideen auch mehrfarbig. Je nach Art kann eine Pflanze mehr als hundert Blüten haben. Die Blätterfarbe geht von grün über rot und braun bis hin zu weiß.

Die Bestäubung geschieht meist durch Insekten. Es spielen aber auch Vögel, Fledermäuse und sogar Frösche eine Rolle. Einige Arten pflanzen sich auch durch Selbstbestäubung fort. Auffallend ist, dass viele nichttropische Orchideen keine Belohnung für die Bestäuber anbieten. Diese erhalten also keine Nahrung. Werden “Belohnungen” angeboten, bestehen diese nur aus Wachs oder Duftstoffen.

Orchideen haben eine große wirtschaftliche Bedeutung. Als Nutzpflanzen werden aber nur wenige Arten kultiviert. Dabei ist vor allem die Gewürzvanille zu erwähnen. Einige andere Arten werden zu Aromatisierung von Tees und als Parfümierungsmittel für Tabak und Parfums verwendet. Als Zierpflanzen oder Schnittblumen spielen sie vor allem in Thailand und den Niederlanden eine große Rolle. Der Export von Orchideen bringt Thailand jährlich rund 40 Millionen Euro. In den Niederlanden werden sie für den Massenmarkt gezüchtet. Die Anbaufläche betrug dabei 2003 schon weit über 200 Hektar.

Es liegen zwar nur wenige Daten vor, doch kann davon ausgegangen werden, dass viele Orchideenarten in der Natur stark gefährdet sind. Hauptverantwortlich dafür sind die fortschreitende Abholzung der Regenwälder und die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten, in denen Orchideen vorkommen. Auch das unkontrollierte Sammeln, vor allem, wenn neue Arten entdeckt werden, gefährdet viele Arten.

Auch in Europa gibt es einen merkbaren Rückgang. Dieser ist vor allem auf die veränderte ländliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Früher gab es viel mehr Weiden. Diese verschwinden zunehmend, stellen aber für viele europäische Arten den besten Platz dar. In Wäldern können diese Arten nicht gedeihen.

In unserem nächsten Artikel geht es um die richtige Orchideenpflege.